Transalp

 

Das thermische Regime der Ostalpen aus Inversionsanalysen entlang
eines N-S-Krustenprofils

Die Ergebnisse von gesteinsphysikalischen Labormessungen wurden in Kombination mit Inversionsanalysen dazu verwendet, das 2-D stationäre, konduktive thermische Regime der ostalpinen Kruste sowie die Variation des Wärmeflusses entlang der Moho entlang des TRANSALP Profils zu schätzen. Die Temperaturabhängigkeit von Wärmeleitfähigkeit (λ) und isobarer spezifischer Wärmekapazität (cP) sowie die radiogene Wärmeproduktionsrate, Rein- und Rohdichte wurden an 118 Gesteinsproben einer Auswahl von Magmatiten, Metamorphiten und Sedimentgesteinen ermittelt, welche entlang des TRANSALP-Profils beprobt wurden. Diese neu gewonnenen Gesteinsproben repräsentieren unterschiedliche Tiefenniveaus der ostalpinen Kruste. Die Ergebnisse zeigen unseres Wissens weltweit erstmals, dass im Temperaturbereich von 25–300 °C eine lineare Abhängigkeit zwischen Wärmeleitfähigkeit und Temperaturleitfähigkeit besteht. Dieser lineare Zusammenhang ist unabhängig von der mineralogischen Zusammensetzung und Genese der untersuchten Metamorphite, Magmatite und Sedimentgesteine. Der Betrag des Faktors zur Berechnung der Temperaturleitfähigkeit aus der Wärmeleitfähigkeit verringert sich mit zunehmender Tempe­ratur. In Anlehnung an den Ansatz, dass 1/λ eine lineare Funktion der Temperatur darstellt, deren Steigung mit λT=0 °C zunimmt, konnten zwei allgemeingültige Formeln für die Temperaturabhängigkeit der Wärmeleitfähigkeit von ostalpinen Kristallin- und Sediment­gesteinen aufgestellt werden. 

Die Inversionsanalysen zeigen, dass zwar die hohe a priori Unsicherheit der Wärmeproduk­tionsrate der ostalpinen Oberkruste minimiert werden konnte. Dagegen bleibt die a priori Unsicherheit der Wärmeproduktionsrate der Mittleren Kruste verhältnismäßig groß. Durch Verwendung zweier extremer Modelle mit minimaler (granodioritischer) und maximaler (schlecht differenzierter) Wärmeproduktionsrate in der mittleren Kruste wurde der Werte­bereich der Temperaturen und Wärmestromdichten an der Moho geschätzt. Abhängig von der Zusammensetzung der mittleren Kruste liegen die maximalen Temperaturen in den tiefsten Bereichen der europäischen Kruste bei 900 °C ±30 %.  Für die Alpine Wurzel und die tiefsten Bereiche der südalpinen Kruste liegen die maximalen Temperaturen bei 700–800 °C ±10 % bzw. 600 °C ±10 %. Die Moho- Wärmestromdichte variiert zwischen 5–25 mW m-2 mit maximalen Werten unter der Europäischen Platte und minimalen Werten unter der Alpenwurzel.

Der Effekt von Paläoklima und Exhumierung der Alpen wurde mittels instationärer 1-D Vorwärtsmodellierung und eines analytischen Ansatzes ermittelt. Das größte paläoklimatische Signal von -6.5 K wurde in einer Tiefe von 2 km ermittelt. Da die Exhumierung der Alpen zu einer Erhöhung der Temperatur führt, welche mit der Tiefe zunimmt, verschwindet in den obersten 2 km das resultierende instationäre Signal aus Paläoklima und Exhumierung. Das zur Abschätzung verwendete Extremalmodell führt zu einem maximalen Exhumierungssignal von ca. 80 K in einer Tiefe von 50 km.

Dier Ergebnisse des Projektes sind beschrieben in:

  • Clauser, C., Lammerer, B., Vosteen, H.-D., 2003. Das thermische Regime der Ostalpen aus Inversionsanalysen entlang eines Nord-Süd Krustenprofils, Abschlussbericht, DFG Projekt-Nr. CL 121/10-(1-2), Angewandte Geophysik, RWTH-Aachen.
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    (0,5 MB)

  • Vosteen, H.-D., Rath, V., Clauser, C., Lammerer, B., 2003. The thermal regime of the Eastern Alps from inversion analyses along the TRANSALP profile, Phys. Chem. Earth, 28, 393-405.

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  • Vosteen, H.-D., Schellschmidt, R., 2003. Influence of temperature on thermal conductivity, thermal capacity and thermal diffusivity for different types of rock, Phys. Chem. Earth, 28, 499-509.

    (full .pdf download) (0.4 MB)

     

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